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“Das war ein schlechter Witz!”

Am 19. April lud die Gemeinde zu einer Konzertierungsversammlung ins Restaurant Wickler ein.  Auf der Tagesordnung stand “Infos zwecks Errichtung öffentlicher Kollektoren sowie eines Regenauffangbeckens im Grüngebiet Natura 2000”.

Eingeladen wurden merkwürdigerweise “nur” die fast 100 besorgten Einwohner Oudlers, die bei einer Unterschriftenaktion Bedenken zum Standort einer geplanten Kläranlage äußerten.  Jeder der erschienenen Bürger ging davon aus, dass konkret auf die einzelnen Bemerkungen der Unterschriftenaktion von Jean Vandenbosche eingegangen würde, damit ein Konsens in Form einer Standortverlagerung erzielt werden könnte.

Bereits die Eröffnungsworte des AIDE-Vertreters Mathus brachten teilweise Ernüchterung; Mathus entschuldigte sich ausschließlich Französisch zu sprechen und bemerkte, dass er über die Art und Weise und die Gründe der Versammlung erst zwei Stunden zuvor in Kenntnis gesetzt worden sei. “Eine Konzertierung findet eigentlich nur in einem kleinen Rahmen statt; ich ging davon aus, dass ich mit den Gemeindeverantwortlichen und vielleichten einem oder zwei Gegner der Maßnahme diskutieren sollte.  Dass dies jetzt aber quasi ein Tribunal darstellt, empfinde ich selbst als äußerst unangenehm”, so Mathus in seiner Eröffnung.

Schnell wurde auch klar, dass am eigentlichen Thema vorbeigeredet wurde:  die Einladung beschränkte sich lediglich auf den Bau der Kollektoren nahe der Ulfbrücke. Hier hatten die Bewohner Oudlers aber wenig Verständnis, denn gegen Kollektoren sei man nicht, auch nicht gegen den Bau einer Kläranlage, lediglich der von der Wallonischen Region ausgewählte Standort sei Knackpunkt und von der Bevölkerung verworfen worden.  Jean Vandenbosche versuchte Herrn Mathus seine Bedenken und Befürchtungen bezüglich einer dorfzentralen Kläranlage zu vermitteln, doch dieser lehnte mit der Begründung ab, er habe sich nicht im Vorfeld mit diesem Thema beschäftigen können.  Das ist natürlich nachvollziehbar, ist Mathus doch von Beruf aus Ingenieur, der seine Projekte entsprechend analysiert und studiert bevor er sie auf den Weg bringt.  “Hätten Sie mir Ihren USB-Stick im Voraus zur Verfügung gestellt, dann hätten wir heute vielleicht über dieses Thema reden können.  Es ist aber unfair, mir vor 100 Menschen einen mir unbekannten Film präsentieren zu wollen, der mich und meine Arbeit wahrscheinlich an den Pranger stellen wird.  Ich habe nicht die Möglichkeit, aus der Hüfte heraus Argumente in die Welt zu schießen”, erklärte Mathus mit Verständnis für die im Raum stehenden Bedenken der Bewohner Oudlers.  Es liegt ja auch klar auf der Hand, dass ein Ingenieur, der ein Projekt ausgearbeitet hat, sich nun nicht dahin setzt um sein eigenes Konzept schlecht zu reden oder zu torpedieren. “Natürlich sind Sie für den Bau einer Kläranlage – ich habe noch nie Aktivisten gesehen, die gegen den eigentlichen Bau waren!  Aber niemand möchte so etwas in seiner Nähe wissen.  Doch Studien und Erfahrungen belegen doch, dass eine solche Kläranlage wie sie in der Wallonie zu Tausenden steht, keinerlei gesundheitlichen Bedenken rechtfertigt.”   Diesem Punkt widersprach Jean Vandenbosche und auch die anwesenden Bürger aufs Energischste.  Es entbrannte eine unkontrollierte Diskussion, die sich immer mehr zu einer Farce entwickelte.

Und Strippenzieher dieser Farce war und ist die Gemeinde, die einfach die falschen Experten eingeladen hatte und 100 Bürger Oudlers mit einem falschen Thema “abspeisen” wollte.  Weshalb lud man keine Umweltorganisation ein, Bürgermeister anderer Gemeinden mit ähnlichen Anlagen, Bürger anderer Gemeinden, die in unmittelbarer Nähe zu einer solchen Anlage leben?  Das hätte zum besseren Verständnis, zur Argumentation und auch zu einer Lösungsfindung beigetragen.

“Wir werden das nächste Mal nicht mehr das ganze Dorf einladen, wenn wir zu einer solchen Konzertierung gezwungen sind!”, erklärte Schöffe Cornely und erschütterte dadurch jegliche Grundfeste einer bürgernahen Politik.  Die Gemeinde hat nachweislich großen Einfluss auf die Projekte, die von anderen Körperschaften realisiert werden.  Allerdings bedarf es hierbei an Einsatz, Sachkenntnis und vor allem Durchsetzungsvermögen.  Diese drei Prinzipien waren am Mittwoch jedenfalls nicht festzustellen!  Im Gegenteil, die Gemeindepolitik glänzte vorwiegend durch Abwesenheit.  Lediglich die wenig oder gar nicht informierten Schöffen Cornely und Kleis waren erschienen um sich die Bedenken der Bevölkerung anzuhören (oder laut Gesetz anhören zu müssen). Während Cornely den Unwissenden mimte, war von Kleis während der rund dreistündigen Debatte kein Sterbenswörtchen zu hören.  Bleibt die Frage zu stellen, mit welchem Eindruck die Vertreter der Wallonischen Region die Heimfahrt angetreten haben:  Burg-Reuland muss für diese Fachleute wahrlich Synonym für “Hinterwald” sein.  Die übrigen Ratsverantwortlichen mit Bürgermeisterin, den anderen Schöffen und den Beratern glänzten ebenso durch ihre Abwesenheit wie die Opposition.  Geht diesen Menschen denn wirklich das Wohl, die Gesundheit und die Lebensqualität von annähernd 500 Bürgern regelrecht am Hinter vorbei?  Oder bestätigt sich erneut die Tatsache, dass man sich auf das Dorf Oudler fokussiert, wenn es um negativ angehauchte Maßnahmen geht?

Die in den Raum geworfenen Lösungsvorschläge vonseiten der Bürger (Standort Richtung Burg-Reuland zu verlagern, eine größere Sammelkläranlage am Ortsausgang von Burg-Reuland zu errichten, damit alle Dörfer Nutzen haben, …) wurden noch nicht einmal notiert.  Wie sollen denn die Gemeindevertreter in einer der kommenden Sitzungen ein entsprechendes Gutachten abgeben ohne sich ersten darüber informiert und ohne den Puls der Bürger gefühlt zu haben?

Diese Bürgerversammlung – ähnlich wie bereits die beiden zur N62-Umgehungsstraße – haben bewiesen, dass unsere Gemeindeführung obsolet ist.  Die Außendarstellung liegt klar auf der Hand: “Burg-Reuland ist kommunalpolitisch eine Bananenrepublik!”  Ohne Fachkompetenz wäre es daher langsam an der Zeit, über eine Fusion mit Nachbargemeinden nachzudenken, denn langsam wird die Gemeinde und damit auch die Bürger zur Lachnummer der Nation.

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