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Kirchenchor – Geschichte vor 1945

Genau lässt sich die Geschichte des Kirchenchors in Oudler nicht skizzieren; so hat es mit großer Wahrscheinlichkeit bereits zur Zeit des Rektorates und der alten Kapelle in der Reulander Straße (Haus Kalpers-Fux) einen Chor gegeben. Ob jedoch eine organisierte gesangliche Gruppierung bis ins Gründungsjahr 1705 zurückreicht, dürfte fraglich und daher auch äußerst hypothetisch sein. Leider gibt es keinerlei Schriften, Zeitzeugen, Chroniken und Urkunden, die über die grundlegende detaillierte Geschichte unseres Kirchenchors Auskunft geben könnten.

Im Juli 1905 wurde der heutige Kirchenchor unter dem Namen „Gesangverein und Kirchenchor Sangesbund“ gegründet. Wieso sich dieser Verein gruppierte wird aus Mangel an Dokumenten auch weiterhin das Geheimnis der Gründer bleiben.  Lediglich die Zusammensetzung des Vereins im Gründungsjahr blieb der Nachwelt erhalten:

  • Präsident und Dirigent: J. Klubert
  • Schriftführer: Egidius Freichels
  • Ehrenmitglieder: Egidius Freichels, Peter Heinrich, Eugen Maquet.
  • Aktive Mitglieder: Johann Jodocy, Hubert Jodocy, Peter Kesseler, Balthasar Kirsch, Theodor Jakobs, Kaspar Thome, Jakob Colles, Johann Schank, Johann Peter Feiten, Johann Felten, Leonard Kohnen, Hubert Felten, Martin Felten, Leo Parmentier, Dionys Schmitz und Walter Freichels.

Allerdings besteht ein Foto aus dem Jahre 1895, das bereits eine Gesangformation zeigt, was natürlich Nährboden für die Annahme ist, dass der Kirchenchor bereits seit längerer Zeit bestand.

So weit die Erinnerung zurückreicht und auch durch Zeugen belegt werden konnte, wurde im Jahre 1924, zur Zeit der Unabhängigkeit und Eigenständigkeit unserer Pfarre also, Cornelius Felten aus Oudler durch den damaligen Rektor und späteren Pfarrer Gerard Schoenemaekers als Organist angestellt. Cornelius Felten oblag auch fortan die Leitung des Kirchenchors. Es war bestimmt für den gebürtigen Oudler Musiker nicht leicht, Gleichgesinnte zu finden, zumal der Kirchengesang zur damaligen Zeit noch ausnahmslos in lateinischer Sprache praktiziert wurde. Es gelang ihm dennoch mit viel Überredungskunst und der Unterstützung des nimmermüden Pfarrer Schoenemaekers, die Bevölkerung für den Kirchengesang zu motivieren und zu animieren. Mit dem „jungen Chor” verschönerte Cornelius Felten die ersten Messen in der neuen, schmucken Pfarrkirche.

Schon nach kurzer Zeit zogen „dunkle Gewitterwolken” über den friedlichen Kirchenrain, so dass sich die beiden „Dickköpfe par excellence“, Pfarrer Schoenemaekers und Organist Comelius Felten, zerstritten.  Nach diesem „Donnerwetter“ entließ der Pfarrer den Dirigenten und Chorleiter kurzerhand aus seinem kirchlichen Amt. Sein Nachfolger wurde Paul Lentzen, der nach dieser Querele schnell wieder genügend Sänger um sich versammelte.

Bei der Gattung des Chors blieb Pfarrer Schoenemaekers unmissverständlich: „Nur ein Männerchor gehört in die Kirche und zur Liturgie”, so die barsche Aussage. 1952 wurde der Chor durch einige Knaben ergänzt, die die liturgischen Gesänge vortrugen, während der Choral den „älteren Sängern” vorbehalten blieb. Im gleichen Jahr wurde Pfarrer Schoenemaekers nach Honsfeld versetzt und Pfarrer Hermes folgte ihm als Seelsorger in Oudler nach. Pfarrer Hermes erkannte die Schwierigkeit, in einem solch kleinen Weiler wie Oudler einen reinen Männerchor zu unterhalten und erlaubte kurzerhand die „Mischung mit weiblichen Stimmen”. Schnell wuchs der Chor auf 25 his 30 Mitglieder heran, was sich auch in der Qualität und Güte des Ensembles widerspiegelte. Die wöchentlichen Proben fanden im „Bäckesjen”, einem kleinen Haus, das Paul Streicher gehörte und heute übrigens noch besteht, statt. Die Jahre 1933-1940 gehen als ruhmreiche Zeit in die Annalen des Kirchenchors aus Oudler ein. Zahlreiche liturgische und deutsche Kirchenlieder, die damals sehr in Mode kamen, konnten vierstimmig vorgetragen werden. Für einen Dorfchor zur damaligen Zeit eine enorme Leistung, mangelte es doch an der Ausbildung der Sänger und zuweilen auch der Chorleiter.

Viele kirchlichen und auch weltlichen Feste in Oudler und den Nachbardörfem wurden durch den Kirchenchor verschönert.

Die Auftritte des Kirchenchors waren sehr begehrt und die Mitglieder zeigten sich stolz ob ihres ihres Könnens.

„1937 wurde erstmals ein Ausflug per Bus organisiert.  Für die damaligen Verhältnisse für einen Dorfverein ein unbeschreiblicher Luxus.  Das Busunternehmen Heinen brachte die Sänger nach Köln, wo nach einer Dombesichtigung zu einer Rheinfahrt eingeladen wurde, die bis nach Königswinter führte.  Per Esel oder auch zu Fuß wurde alsdann der legendäre Drachenfels, oder besser bekannt als „Schwiegermutter-Felsen“, erklommen.  „Oben angekommen, ließ man sich gemütlich nieder und genoss die Rheinlandschaft“, steht in der Vereinschronik.  Erstmals im Leben machten die Sänger Bekanntschaft mit dem „süffigen“, und oft besungenen Rheinwein – unter munterem Gesang Gesang aller ihnen bekannten Volkslieder ließen sich sich den Wein munden; die Stunden vergingen wie im Fluge und schon wurde es Zeit für die letzte Fähre zurück nach Köln.  Aus Kostengründen verzichtete die Truppe auf teure Hotels und schlief „weintrunken“ im Bus…  am nächsten Morgen ging die Reise weiter zur Insel Nonnenwert, wo man sich nach dem anstrengenden Vortag ein ordentliches Frühstück genehmigte.  Ein anschließender Spaziergang zum Rolandseck, ein gemeinsames Mittagessen und die Heimreise konnte wieder angetreten werden.“

Auch war es damals Sitte, dass jedes Chormitglied zur Hochzeit eine vierstimmige Messe gesungen bekam.  Als „Gegenleistung“ wurde der Chor schließlich zum Hochzeitsmahl und dem anschließenden Ball eingeladen, was das Zusammenleben innerhalb der Dorfgemeinschaft nachweislich förderte.

Am 10. Mai 1940 sollte diese schöne Zeit in der Geschichte des Kirchenchors ein jähes Ende erfahren: zwar konnten feierliche Gottesdienste  noch ohne größere Schwierigkeiten abgehalten und musikalisch untermalt werden, doch bereits im Februar 1941 musste jeder Dorfverein seine Tätigkeit aufgrund von Personalmangel einstellen.  Alle Männer kämpften bereits an den verschiedenen Fronten  des Zweiten Weltkriegs. So waren es die Frauen, die den Kirchengesang in dieser düsteren Zeit bewahrten. 1941 starb Pfarrer Hermes.